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Ohne Sprit nix Los - Druckversion

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Ohne Sprit nix Los - Drama76 - 30.07.2010 14:41

Hallo erstmal,

ich wollte an dieser Stelle mal erwähnen das ich die Sinnhaftigkeit des Streikes der Benzintransportfahrer in GR nicht verstehe.
Ich glaube nicht das es irgendetwas bringt.

Vielmehr werden Touristen abgeschrekt und es kommt weiterhin kein Geld ins Land. Und gerade jetzt wo wir es brauchen.

Zwar kann ich irgendwo verstehen das die "kleinen Arbeiter" mehr Lohn haben möchten, aber ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
"Der Fisch beginnt zuerst am Kopf an zu stinken" ....da muss sich langsam was ändern. Es wird Zeit.

Grüsse Drama76


RE: Ohne Sprit nix Los - Armin - 30.07.2010 22:02

Auch erstmal hallo,

ich bin gerade in Griechenland, und sehe überall nur noch geschlossene Tankstellen. Heute gab es sogar an einigen wenigen Tankstellen wieder etwas Sprit. Allerdings nur, wer es nach langem Warten in der Autoschlange rechtzeitig an die Zapfsäule schaffte.

Besser dran ist, wer mit einem Dieselfahrzeug unterwegs ist. Mit etwas Glück findet man so eher eine Tankstelle, die zumindest noch Diesel hat. Und wir hatten Glück, und konnten unseren Dieseltank an einer Tankstelle in einem etwas abgelegenen kleinem Dorf vollmachen.

Den Sinn dieses Streiks der Tankwagenfahrer verstehe ich auch nicht so ganz.

In der Presse ist zu lesen, dass die Streikenden damit gegen die geplante Liberalisierung in ihrer Branche protestieren. Nach einem neuen Gesetzentwurf sollen zukünftig alle Besitzer eines LKW-Führerscheins als Lastwagenfahrer arbeiten dürfen, was derzeit nur Inhabern einer entsprechenden Lizenz vorbehalten ist. Da laut Medienberichten seit ca. 40 Jahre keine neuen Lizenzen ausgegeben wurden, musste man für den Erwerb einer Lizenz bis zu 300.000 EUR hinblättern.

Mit der Liberalisierung wären die Lizenzen kaum noch etwas wert. Die Folge ist, Inhaber der alten Lizenzen (alle die jetzt Streiken) erleiden einen erheblichen Wertverlust.

Hinzu kommt, dass der Wettbewerbsdruck in der Branche steigen wird, und die Lastwagenfahrer mit sinkenden Löhnen rechnen müssen. Es sei denn, die Transportunternehmen können sich durch Qualität, Termintreue, Zuverlässigkeit etc. im Markt profilieren. Das ist aber ein anderes Thema.

Jedenfalls mit dem Streik bewirken die Streikenden letztendlich womöglich genau das Gegenteil. Sie demonstrieren eigentlich damit eindrucksvoll, dass die Liberalisierung notwendig ist. Manch einer, der auf einen vollen Tank angewiesen ist, wird sich bestimmt wünschen, dass die Liberalisierung möglichst rasch umgesetzt wird, damit Lastwagenfahrer mit Lizenz nicht weiterhin durch so eine Streikaktion ganz Griechenland lahmlegen können.


RE: Ohne Sprit nix Los - miachara - 06.08.2010 06:57

Hallo Armin,

ich glaube, Du hast das schon sehr gut dargestellt. Für die Lizenzbesitzer ist das wie eine Rente. Sie haben für die Lizenz viel Geld beim Staat bezahlt. Wenn der Markt jetzt geöffnet wird, dann schauen sie in die Röhre. Vielleicht sollten sie eine Ausgleichszahlung dafür erhalten. Das wäre nur fair, denn sie haben ihre Existenz ja unter anderen Voraussetzungen geplant.


lg miachara


RE: Ohne Sprit nix Los - Armin - 06.08.2010 11:01

Also wenn seit ca. 40 Jahren keine neuen Lizenzen ausgegeben wurden, dann schließe ich daraus, dass nicht der Staat dafür das viele Geld bekommen hat. Es wurden ja staatlicherseits keine mehr ausgegeben.

Ich glaube, die Lizenzen wurden vielmehr innerhalb der Branche so hoch gehandelt. Wer eine Lizenz hatte, bekam bei Verkauf gutes Geld dafür. So gesehen könnte man sagen, hat sich die Branche quasi selbst die hohen Lizenzpreise geschaffen. Natürlich auch in der guten Hoffnung, diese später bei Bedarf in ähnlicher Höhe wieder verkaufen zu können, und mit staatlicher Rückendeckung, der die Lizenzmengen seit Jahren künstlich knapp gehalten hat.

Der Staat ist nun dabei auf Druck der EU die Spielregeln zu ändern, und will den Markt für alle öffnen, die einen LKW-Führerschein haben. Mit der bevorstehenden Liberalisierung hat sich wohl auch der Lizenzhandel erledigt. Die Lizenzinhaber schauen quasi jetzt schon in die Röhre, weil sie ihre Lizenzen kaum noch verkaufen können.

Andererseits scheint das LKW- und Tankwagenfahrergeschäft ein sehr lukratives Geschäft zu sein, wenn man bereit ist freiwillig bis zu 300.000 EUR für eine Lizenz zu bezahlen. Die Lizenzinhaber hatten quasi mit staatlicher Hilfe ein Oligopol, und konnten jahrelang gutes Geld verdienen. Manch einer hat womöglich seine bezahlten Lizenzkosten schon längst amortisiert und eingespielt.

Kennt jemand zufällig Umsatz- und Gewinnzahlen von Transportunternehmern? Wie viele Lizenzen gibt es eigentlich?

Wäre eine Ausgleichszahlung des Staates wirklich ein faires Mittel, um die Branche zu besänftigen? Wenn ja, in welcher Höhe, und wie werden andere Interessengruppen auf so eine Zahlung reagieren? Woher soll der Staat das Geld nehmen, wer soll dafür kürzer treten? Oder ist es nicht eher dem unternehmerischen Risikos zuzuordnen, wenn sich nun die Rahmenbedingungen ändern, womit man als Unternehmer immer mal rechnen muss?

Aber die vielleicht entscheidenden Fragen, was wollen die streikenden Transportunternehmer mit ihren Streiks erreichen? Was sind deren Forderungen? Womit könnten sie zukünftig leben? Oder soll einfach alles so bleiben wie es bisher war?

Wahrlich eine schwierig Situation, die geradezu nach einer für alle Beteiligten zufriedenstellenden Lösung schreit. Nur wie?


RE: Ohne Sprit nix Los - Antonia - 09.08.2010 16:56

(30.07.2010 22:02)Armin schrieb:  Auch erstmal hallo,

ich bin gerade in Griechenland, und sehe überall nur noch geschlossene Tankstellen. Heute gab es sogar an einigen wenigen Tankstellen wieder etwas Sprit. Allerdings nur, wer es nach langem Warten in der Autoschlange rechtzeitig an die Zapfsäule schaffte.

Besser dran ist, wer mit einem Dieselfahrzeug unterwegs ist. Mit etwas Glück findet man so eher eine Tankstelle, die zumindest noch Diesel hat. Und wir hatten Glück, und konnten unseren Dieseltank an einer Tankstelle in einem etwas abgelegenen kleinem Dorf vollmachen.

Den Sinn dieses Streiks der Tankwagenfahrer verstehe ich auch nicht so ganz.

In der Presse ist zu lesen, dass die Streikenden damit gegen die geplante Liberalisierung in ihrer Branche protestieren. Nach einem neuen Gesetzentwurf sollen zukünftig alle Besitzer eines LKW-Führerscheins als Lastwagenfahrer arbeiten dürfen, was derzeit nur Inhabern einer entsprechenden Lizenz vorbehalten ist. Da laut Medienberichten seit ca. 40 Jahre keine neuen Lizenzen ausgegeben wurden, musste man für den Erwerb einer Lizenz bis zu 300.000 EUR hinblättern.

Mit der Liberalisierung wären die Lizenzen kaum noch etwas wert. Die Folge ist, Inhaber der alten Lizenzen (alle die jetzt Streiken) erleiden einen erheblichen Wertverlust.

Hinzu kommt, dass der Wettbewerbsdruck in der Branche steigen wird, und die Lastwagenfahrer mit sinkenden Löhnen rechnen müssen. Es sei denn, die Transportunternehmen können sich durch Qualität, Termintreue, Zuverlässigkeit etc. im Markt profilieren. Das ist aber ein anderes Thema.

Jedenfalls mit dem Streik bewirken die Streikenden letztendlich womöglich genau das Gegenteil. Sie demonstrieren eigentlich damit eindrucksvoll, dass die Liberalisierung notwendig ist. Manch einer, der auf einen vollen Tank angewiesen ist, wird sich bestimmt wünschen, dass die Liberalisierung möglichst rasch umgesetzt wird, damit Lastwagenfahrer mit Lizenz nicht weiterhin durch so eine Streikaktion ganz Griechenland lahmlegen können.


Es geht nur um die Liberalisierung des Speditionswesens. Bislang war die Zahl der Lastwagenlizenzen auf 30.000 beschränkt.
Die Eu schreibt aber vor, dass für die Erlaubniserteilung folgenden Berufszugangsvoraussetzungen gegeben sein müssen.
1. Persönliche Zuverlässigkeit
2. Finanzielle Leistungsfähigkeit:
3. Fachliche Eignung
Der Transportunternehmer muss die o.g. Berufszugangsvoraussetzungen dauerhaft erfüllen. Wird nur eine der drei Voraussetzungen (Finanzielle Leistungsfähigkeit, Fach- und Sachkunde, sowie Persönliche Zuverlässigkeit) nicht mehr richtig erfüllt, wird die Erlaubnis zum Ausüben als Güterkraftverkehrsunternehmer und die EU-Lizenz widerrufen und sofort eingezogen.
In Griechenland wurden diese Lizenzen meistbietend verkauft, versteigert oder vererbt. Selten wurden nur alle drei Voraussetzungen erfüllt.
Wer der EU beitritt muss sich auch an die Vorschriften halten.
Leider sind die Moral und die Denkensweise meines Volkes noch auf den Stand der Steinzeitmenschen.
Sie sehen es einfach nicht ein, irgendetwas zu verändern oder Veränderungen zu akzeptieren.
Ich bin 22 Jahre alt und lebe in Athen.
Ich erlebe meine Generation als die faulste und verwöhnteste der Welt.
Gespräche mit Kommilitonen über dieses Thema möchte ich hier lieber nicht veröffentlichen.
Gute Nacht Griechenland.

H Antonia