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deutsch-griechische liebesbeziehungen - Druckversion

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- oliveros - 26.01.2006 22:45

hallo,

ich bin neu hier und bin nicht sicher, ob es für einen so persönlichen hilferuf schon einen thema gibt (oder das forum überhaupt geeignet ist). ich versuche es trotzdem!

ich bin seit etwa 1 jahr mit einer griechin zusammen. sie ist 24 und ich 26, ich dt-arabischer mischling und sie 100% griechin. sie spricht glücklicherweise gut deutsch und ich hoffe, eines tages auch in ihrer sprache mehr als "hallo", "danke", etc. sagen zu können.

die beziehung ist sehr ungewöhnlich, zumal wir uns im nahen osten kennengelernt haben und seitdem zwischen berlin-athen-und dem dritten ort pendeln. seitdem wir zusammen sind, haben wir etwa die hälfte der zeit sehr intensiv zusammen verbracht und den rest uns nur selten gesehen, was wie gesagt für uns beide schwer war. trotzalledem sind wir beide sehr glücklich miteinander und haben sehr viel schöne zeit miteinander erlebt.

das eigentliche problem, um euch nicht mit details zu langweilen die frage der perspektive und der gemeinsamen zukunft, die wir uns beide wünschen. ich habe oft darüber nachgedacht, wie oder wo wir leben werden. obwohl ich griechenland sehr schön finde (nicht nur "sehr schön", aber die lobeshymnen spare ich mir aus platzgründen Wink ist es für mich einfach beruflich in dtl. sinnvoller.
natürlich bin ich kein egoist und bin auch grundsätzlich offen, in griechenland zu leben, dtl. ist allerdings auch aufgrund ihrer sprachfähigkeiten naheliegender.

nun ja, das problem ist, dass sie mir rundheraus sagt, sie könne in dtl. nicht leben zu wenig sonne, die mentalität der menschen, ihre familie, freunde, etc.
und ich verstehe sie, obwohl ich beim thema "mentalität" weniger feste vorstellungen habe, was typisch griechisch oder deutsch ist als sie Sad

außerdem hat sie angeblich zu 90% mit dtl. unzufriedene griechen hier (in berlin) getroffen. was sagen die griechen bzw. mit dem problem vertraute andere forumler hier zu diesem thema? eure meinung würde mich sehr interessieren. und, was glaubt ihr, wie kann ich ihr dtl. "schmackhaft" machen?

oliver(os)


- Katina - 27.01.2006 00:21

Hallo Oliveros,

Im Grunde will jeder von Euch Beiden dort weiter leben, wo er gerade ist.

Es kommt daher darauf an, wie weit Ihr Euch einigen könnt, aufeinander zuzugehen. Alles ist möglich, wenn beide dahinter stehen.

Ich finde , dass man sich die ganzen sonstigen Lebensumstände ansehen muss.
Wer ist schon beruflich etabliert, Wer verdient mehr , Wo gibt es bereits Wohneigentum, Wessen Beruf ist globaler , womöglich von zu Hause vom Computer aus machbar, Ist Familie mit Kindern geplant, Wer bleibt dann zuhause etc.?

Das Sprachenproblem lässt sich heutzutage für beide Seiten gut und schnell lösen.

"außerdem hat sie angeblich zu 90% mit dtl. unzufriedene griechen hier (in berlin) getroffen"

Dem kann ich mich 100% anschliessen.
Vergleiche ich meine Generation und die Generation meiner Eltern mit den entsprechenden Verwandten/Bekannten in GR, dann kann ich nur sagen, die sind alle zufriedener/glücklicher als wir. (Die ganz schlechten Jahre haben meine Eltern auch in GR miterlebt.) Einfach bessere Lebensqualität.
No Stress in GR, der in D ua. aus jahrzehntelanger Fremdarbeit (statt Selbstständigkeit , (Bauernarbeit seit 1984), Staatsdienst) und horrenden Mietzahlungen (statt mehrfachem Wohneigentum) resultiert.
Schau Dir in D deutsche und ausländische Rentner an und vergleiche nochmals den mit einem Rentner in GR. Dem griech. Rentner in D geht es schon körperlich am Schlechtesten.

"nun ja, das problem ist, dass sie mir rundheraus sagt, sie könne in dtl. nicht leben zu wenig sonne, die mentalität der menschen, ihre familie, freunde, etc."

Die menschlich bewegendsten/beeindruckendsten Momente meines Lebens hatte ich (in D geboren, """Paradebeispiel für Integration""") mit Griechen und in GR.

Aber ob in D geboren, dt. Pass , perfektes Deutsch, 2. oder 3. Generation, man bleibt in D immer der Ausländer/der Fremde / Mensch 2. Klasse.

Und selbst in D lebende/studierte/gut situierte Griechen wollen sich insgeheim den alten Traum der Eltern-Gastarbeiter erfüllen. Viel Geld in D verdienen und dann für immer weg nach GR (oder woanders hin).

Berlin hat dann noch eine griechenungünstigere Sonderstellung, da dort bis zur Wende wohl sehr wenig Griechen gewohnt haben. Kleine Griechische Gemeinde, 1 Kirche. Im Gegensatz zum Ruhrpott, Frankfurt, Stuttgart, wo die griechischen Communities, Schulen etc. seit ca. 50 Jahren fest dazu gehören. Geht man durch Berlin-City trifft man auch sonst weniger Ausländer (ausser man fährt in die einschlägigen Bezirke).

Ich fände längeres Probewohnen (5-6 Wochen) während der normalen Arbeitszeiten beim anderen Partner in dessen Stadt als Einstieg in die gemeinsame Zukunft gar nicht schlecht.

Ich bin mal gespannt, was die Anderen noch dazu meinen.

Katina


- oliveros - 27.01.2006 00:29

@katina

vielen dank für deine antwort. habe dir gerade ne pn geschickt!


- Katina - 27.01.2006 00:38

Sorry, ich vergass

"Deutschland Schmackhaft machen"

Geht meiner Meinung nach gar nicht.

Das Positive, dass D von GR unterscheidet (die unterschiedliche Geographie/Natur) lässt sich auch als Tourist ergiebig ergründen, dazu braucht niemand umzu ziehen. Irgendwann hat der Südländer auch genug von dunklen Wäldern und Gebirgen und willl ans Meer.

Auf sonstige "deutsche Tugenden" wie zB. Gründlichkeit, Pünktlichkeit etc. könnte ich persönlich verzichten. Ob in GR oder in D, überall gibt es Leute, die Ihre Arbeit besser oder schlechter machen.
Und ärgern tue ich mich auch in D über Bürokratie. Und Vetterleswirtschaft gibt es auch hier, nur eben selten für Ausländer, weil sie viel weniger Netzwerke haben.

Das wirklich einzige Argument in meinen Augen wäre, 1. die Liebe zu Dir oder wenn Du sehr gut situiert wärst. Dann würde sie wohl überall mitgehen.


- AM1975 - 27.01.2006 14:36

Ich kann Katina im großen und ganzen nur zustimmen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Dein einziger Beweggrund in Deutschland zu bleiben, Dein Beruf. Es wäre daher interessant zu wissen, was Du beruflich machst.

Andererseits sollte man sich darüber im klaren sein, dass kein Geld der Welt das griechische Leben und Lebensgefühl dort unten aufwiegen kann. Natürlich läßt sich der Magen durch schöne Landschaften, Luft und Liebe auch nicht füllen, aber solltest Du in irgendeiner Weise die Chance haben, dort eine feste Arbeitsstelle zu erhalten, bei der Du auch finanzielle Einbußen hast, würde ich nicht zögern, den Schritt zu wagen. Das wäre meine pauschale Antwort auf Deine Angaben.

Aber es gibt natürlich noch andere offene Fragen, die von Bedeutung sein könnten...

Wie steht ihre Familie zu Dir und umgekehrt? Was für einen Glauben hast Du? Könntest Du problemlos wieder nach Deutschland zurückkehren und in Deinen alten Beruf einsteigen?

...um nur einige zu nennen.

Es gibt für mich sehr wohl eine deutsche Mentalität, die nicht unbedingt schlecht sein muss. Das Menschen aus anderen Ländern damit auch ein Problem haben können, kann ich ebenso sehr gut verstehen (sicher oftmals auch nicht gerechtfertigt, aber das ist wieder eine andere Sache). Das gleiche gilt für die Tugenden.
Ihr seid allerdings beide jung genug, bzw. bist Du jung genug, um Dich umzugewöhnen, um auf viele dieser Dinge zu verzichten.

Wenn Dein Kind keinen Spinat mag, dann kannst Du den Spinat noch formen wie Du möchtest, Dein Kind wird es trotzdem nicht mögen. Also versuche niemandem etwas "schmackhaft" zu machen, was einfach nicht wirklich schmackhaft ist.

Ich würde Deutschland auch jedem anderen Land vorziehen, wenn ich die Wahl hätte (eben weil ich hier geboren bin, weil ich hier lebe, weil ich hier meine Freunde habe und und und), aber sobald ich die Möglichkeit habe, ziehe ich nach Griechenland (und Griechenland ist eben nicht "jedes andere Land"), denn dort unten LEBT man erst richtig...


- ^Merlin^ - 01.02.2006 16:56

Hallo Leute!

ich habe die Beiträge der anderen Teilnemer des Forums zu diesen Themen gelesen kai habe folgende fragen

1. wie definiert man das "bessere leben" in Griechenland? (besseres sozialsystem?, bessere Ausbildung?, bessere und vor allem sichere Zunkunftsaussichten und chanchen für junge Leute?, menschliche wärme?).

2. wurde dieses "bessere" Leben nur im Sommer erlebt? Oder auch im Winter, wenn die Sonne nicht mehr so scheint, die turisten weggezogen sind und die Griechen kurzzeitig auf das "arbeiten" besinnen?

Ich bin gespannt auf Ihre antworten.

ps was die Eigentumswohnungen angeht will ich sagen Sie wurden von den Eltern finanziert und nicht nur das. Die armen müssen bis zum Lebensende arbeiten (nicht also bis zum Erreichen des Rentenalters), um auch die Designer-Möbel des jungen Ehepaares zu finanzieren!


- agrelia - 02.02.2006 09:32

hallo,

ich würde es nicht als "besseres Leben" definieren sonders eine andere Art und Weise zum leben und das gilt nicht nur in GR, sondern überrall auf der Welt.

Ich bin erst später nach Deutschland gekommen, (bin nicht hier aufgewachsen) und hatte so die Möglichkeit das Leben in GR (sowohl im Winter als auch im Sommer Big Grin) und in Dt zu vergleichen, sag ich mal. Obwohl.. man kann es aber nicht vergleichen....man versucht das Beste daraus zu machen und das Leben ist halt ein Kampf in GR und Dt, einfach haben es die Menschen nirgendwo..


- Methana - 02.04.2006 21:40

Ich würde erst mal 1-2 Jahre sehen, daß ich die andere Sprache lerne. Dann würde ich sehen, daß ich so oft, wie möglich mit nach Griechenland reise. Natürlich sollte man auch mal erste Erfahrungen mit offiziellen Stellen machen und sich über Versicherungen, Jobs, Politik und Lebensart informieren.
Wenn Ihr Eure Beziehung in dieser zeit so 3-4 Jahre auch durch Krisen bringt, dann würde ich es wagen, zum Test mal ein paar Monate in GR zu leben. Am besten im Winter, wenn GR realistisch ist.
Ich würde auch sehen, daß ich finanziell eine Reserve habe, die mich im Notfall über 1-2 Jahre dort unabhängig vom erstbesten Job macht. Denn, wer dort auf "Teufel komm raus" eine Arbeit finden muß, wird ausgenützt.
Auf jeden Fall sollte man mit einem Bein noch in Deutschland bleiben. Und unter keinen Umständen den Freundeskreis in DE aufgeben und auch in GR einen von der Partnerin unabhängigen Freundeskreis aufbauen. Alle Planungen sollten vom schlechtesten Fall ausgehen Nämlich dem, daß die Beziehung in GR nicht hält. Und was dann? Das ist jetzt zwar sehr pesimistisch, aber man MUSS damit rechnen.

Griechenland ist ein wahnsinnig schönes Land. Alles, was mit der Natur zu tun hat, ist fast perfekt. ABER Trotzdem ist das Leben dort nicht "besser". Es ist nur anders! Es kommt drauf an, was einem wichtig ist Viel Spaß, Leute, Nachtleben oder beruflich Fortschritte zu machen oder gar kreativ seine Umgebung zu beeinflussen.

Griechenland kann (im Winter) sehr einsam sein und sehr kompliziert, wenn man z.B. auf dem Land lebt. Man hat nicht "mehr Freiheit" oder gar mehr "nette Leute" um sich. Die Leute sind nett und gastfreundlich, so lange sie wissen, daß man auch wieder geht. Wenn man aber bleibt und dort arbeitet und vielleicht zur Konkurrenz wird, werden diese Leute vielleicht alles in Bewegung setzen, um einen zu behindern - und zwar zu 100% hinterm Rücken.

Und sollte man sich auf seine gute Ausbildung verlassen und meinen, man könne mit besserer Qualität sich auf dem Markt durchsetzen, so stimmt das nicht. Denn in GR wird nicht der die Arbeit bekommen, der sie besser beherrscht, sondern der, der die besten Beziehungen (z.B. zum Bürgermeister) hat. Und als Ausländer hat man die schlechteren Karten.

Es ist nicht alles so einfach dort und ich würde erst einmal hier in Deutschland sehen, wie lange die Beziehung hält, und wie weit man zusammen auch schwierige Situationen & Krisen übersteht... Erst wenn Ihr Euch 100% trauen könnt´, dann hat auch das Umziehen einen Sinn.