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Begräbnis in Griechenland - Druckversion

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- Bianca - 22.11.2005 14:03

Hallo!
Meine Familie väterlicherseits ist aus Saloniki. Allerdings leben nur noch 2 großtanten dort, von denen eine vor kurzem gestorben ist.
mein vater ist leider ebenfalls schon verstorben. sein halbbruder, mein onkel andreas lebt in amerika mit einer amerikanerin.andere leben in skopje.meine mutter ist aus österreich und hatte keinen kontakt zu den griechen..meine geschwister sind alle jünger.
jedenfalls weiß ich niemanden aus meiner familie der mir helfen kann wie ein griechisches begräbnis organisiert wird.
ich weiß nur, dass der tote innerhalb eines tages beerdigt wird und 40 tage später im haus des verstorbenen eine feier stattfindet.
ich hab angst, dass sich niemand von meiner familie darum kümmern wird weil meine großtanten sehr zurückgezogen waren. keine kinder, nur beide schwestern lebten zusammen.
aber ich habe meine thia sehr gern gehabt!
wie sieht eine trauerfeier aus?
danke für alle antworten.
ach ja- falls ihr euch fragt wie sowas sein kann (familienverhältnisse und so)- fragt nicht..ist alles hochkompliziert.


- Katina - 22.11.2005 19:53

Silipitiria , Bianca

leider lese ich Deinen Beitrag erst jetzt, sonst hätte ich Dir früher geantwortet in dieser Ausnahmesituation.

Falls Du in D sitzt und eine Beerdigung in GR organisieren willst, wird das wohl kompliziert werden (wie alles was man über eine Distanz von 2000 km organisieren muss)
Ich würde sofort mit irgendwelchen Verwandten, Nachbarn im Ort Kontakt aufnehmen, vielleicht organisieren die das unter "Fernanleitung" .

Der im Ort zuständige Priester gibt sicherlich auch gern Auskünfte über das Procedere.

Im Zweifelsfall den Priester Deiner griechischen Kirche in D anrufen und fragen. Oder irgendeine ältere Griechin in der Nachbarschaft nach Ihren Erinnerungen fragen.

Zunächst einmal wird nicht jeder orthodoxe Tote innerhalb von 24 Stunden beerdigt, vor allem in Thessaloniki und in den grösseren Städten gibt es zur Lagerung spezielle Kühlhäuser. Und natürlich Beerdigungsinstitute.
Es sollen ja eigentlich auch alle Verwandten - auch aus dem Ausland - zur Beerdigung kommen. Zumindest müssen alle sofort informiert werden.

Nach dem Tod des Angehörigen wird das ganze Haus geputzt und der Saloni des bisher bewohnten Hauses geleert, da dort der Tote viele Stunden vor der Beerdigung offen aufgebahrt wird.
Im Haus/Wohnung kommen und gehen nun alle Verwandten, Nachbarn, Bekannten ein und aus (auch nachts) um sich vom Toten zu verabschieden. Dabei werden Ihnen Kaffee, (Whisky ?), und Süssigkeiten gereicht.
Kurz vor der Beerdigung wird der Tote in den Sarg gelegt und der Priester kommt zur Segnung.
In der Kirche wird der Sarg auch wieder offen aufgebahrt, Ehrerbietung wird durch Küssen der Hand des Toten gezeigt.

Trauerzug zum Friedhof und Begräbnis. Es werden Tütchen mit gekochtem Weizen-??? an die Trauergäste verteilt.

Danach "Leichenschmaus" im Cafe oder im Gemeindehaus mit Kaffee und Süssigkeiten.

Zuhause kommen dann wieder Nachbarn, etc. um das Beileid auszusprechen und die wieder Kaffee und Süssigkeiten erhalten.

Vor allem für die weiblichen Verwandten (insbesonders Nifes) sind diese Zeiten sehr körperlich anstrengend, da Sie die Wohnung putzen, Möbel rücken und den 24-Stunden-Kaffee-BewirtungsService erledigen müssen.

Zu den 40-Tages, 90-Tages-, 1-Jahr-, 3-Jahr-Gedenkfeiern (Mnimosima)gibt es dann einen speziellen Gottesdienst mit einem speziellem grossen Brot/Kuchen . Danach gibt es einen richtigen Leichenschmaus in einem Restaurant.
Die engsten Verwandten müssen jedoch weiterfasten (keine tierischen Nahrungsmittel).

Ich hoffe, diese Hinweise helfen Dir jetzt ein wenig weiter.

Sicherlich habe ich irgendwelche Details vergessen, meine Erinnerung ist nach soviel Jahren lückenhaft. Und jeder Ort hat seine eigenen ein wenig abweichenden Bräuche.

Alles Gute

katina


- Bianca - 22.11.2005 20:49

Hallo Katina!
Vielen, vielen Dank für Deine Antwort, Du hast mir sehr geholfen.Hab einen ganz guten Überblick bekommen. Ich werd wahrscheinlich einfach selber mal runter fliegen weil ich auch wissen muß was mit der hinterbliebenen tante passiert, bzw wie es ihr geht.
Danke für den Tipp dass ich erstmal den griech. Priester hier fragen kann. Auf die Idee bin ich nichtmal gekommen..Dabei war ich erst am Sonntag in der Messe. Bin noch ganz konfus. Die Nachricht hat mich sehr getroffen.
Ist auch schwierig weil im endeffekt oft alles an mir hängen bleibt. weil ich die älteste von uns bin.dabei sprech ich fast nichtmal griechisch, nur sehr schlecht. und meine jüngere schwester spricht perfekt.
LG
Bianca