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Normale Version: Gr. Melancholie
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Hallo Elektra,
nein ich dachte deine Familie käme eventuell aus Drama. Meine angeheiratete Sippe ist ganz in der Nähe bei Euch zuhause. Gefiroudi ist das Heimatdorf meines Mannes, meine Schwägerinnen haben nach Skoutoussa, N.Petritsi und nach Drama geheiratet, mein Schwager lebt noch im Dorf. Frau eines Serrioten wäre ein bißchen lange für einen Nicknamen, so bin ich halt auf serriotissa gekommen.
Mein Sohn arbeitete 2010 in einem Möbelhaus. Er bediente unbekannte griechische Kunden die nicht auf sein Namenschild achteten. Er fragte: woher stammt ihr in Griechenland? Antwort: die Stadt kennen Sie sowieso nicht. Mein Sohn: Sagen Sie es mir bitte trotzdem. Antwort: Serres.Mein Sohn: Aus der Stadt oder einem Dorf? Antwort kam ziemlich genervt, unfreundlich: aus einem ganz kleinen Dorf, das kennen Sie ganz sicher nicht. Mein Sohn: sagen Sie mir einfach den Namen. Antwort: Gefiroudi. das kann keiner in Deutschland kennen. Mein Sohn: mein Vater stammt aus Gefiroudi. Kunden: Wie ist sein Name? Mein Sohn deutet auf sein Namenschild. Große Umarmung, Küsse und die Feststellung, du siehst genau aus wie dein Vater, wir sind verwandt. So klein ist manchmal die Welt.
Kennst du ein uraltes Lied? Auf irgendeiner CD habe ich es, erinnere mich nicht mehr an den Text. Es geht ungefähr so: Von Nigrita nach Serrai über Sidirokastron mit einer Rose am Hut oder so ähnlich.
Liebe Grüße serriotissa
Hallo serriotissa.

Wahnsinn! Die Welt ist wirklich klein. Whow! Da poste ich in ein neues Forum und die erste Antwort verbindet mich mit meiner elterlichen Heimat.Mir brennt es auf der Zunge, dir das Dorf mitzuteilen. aber meine Eltern wachen streng darüber, dass ich nicht zu viel von mir und meiner Familie im Internet preisgebe.Letztlich haben sie ja recht, aber dir würde ich es schon anvertrauen.
Das Lied kenne ich leider nicht.Nur solche mit ähnlichem Text.Ist es ein dimotikó ? Ich habe auch bei youtube nichts gefunden.Meine Eltern kennen es bestimmt, aber du hast es ja auch auf CD.

Ich höre auch gern dimotiká,und tanze dazu gern.Bei uns hier in der Großstadt, in der ich lebe, gibt es reichlich Gelegenheit dazu. Es gibt viele griechische Vereine und ein großes Begegnungszentrum.
Die ipirotische Musik interessiert mich vor allem aus wissenschaftlichen Gründen, vor allem die archaische Mehrstimmigkeit.Diese Musik ist in der Weltmusik vor allem aus Albanien und den albanischen Siedlungsgebieten in Italien bekannt. Man streitet darüber, ob sie noch älter ist als die pontische.

Liebe Grüße, auch an deinen Sohn

Elektra
Hallo Elektra,
ich weiß nicht ob du mit deinem richtigen Familiennamen postest. Wenn ja, haben deine Eltern völlig recht nicht mehr preiszugeben. In einem Forum möchte ich meine e-mail Adresse auch nicht preisgeben, da sie aus meinem richtigen Vor- und Zunamen besteht. Leider habe ich meine CD's nur mit "ellenika" beschriftet, zumindest die älteren. Wir laden ziemlich viel legal über i-tunes und andere Karten herunter. Gelegentlich werde ich das Lied suchen und dir den Titel mitteilen. Auf den neueren CD's sind wenigstens die Interpreten vermerkt.
Liebe Grüße patata
Hallo serriotissa,

nur mein Vorname Ilektra ist authentisch in meinem Nickname.Der Nachname ist entlehnt von Eleni Karaindrou, der Komponistin der Musik zu den Filmen von Theo Angelopoulos.Ich hatte lange überlegt, ob ich bei der Anmeldung hier im Forum meinen Familienstand angeben sollte. Ich habe mich schließlich doch dazu in der Hoffnung entschlossen, dass man als junge Frau etwas höflicher behandelt wird, als ich es in einem anderen Forum erfahren habe.An Facebook oder Twitter oder so beteilige ich mich nicht, da dort zu viele Daten über einen gesammelt werden und ich lieber persönlich als online quassele.

Es ist lieb von dir, dass du mir den Titel des Liedes über unsere gemeinsame Gegend in Griechenland heraussuchst.Vielen Dank.

Elektra
Hallo,

Elektra,
Deine Ausführungen zur gr. Musik finde ich interessant. Bitte schreib mehr darüber , auch wenn ich Deinen Geschmack nicht teile.
Für mich ist Rembetiko typisch für die bekifften Selbstdarsteller, die nachts ihren Mitbürgern noch das Geld aus der Tasche ziehen. Passend dazu der Zeibetiko, den es mittlerweile auch von Frauen gibt. Fremdschäm.

Und ja zu türkisch-orientalisch, finde ich auch die ganze Musik.

Elektra und Seriotissa,
kein Wunder, dass man oft in D auf pontische Griechen aus Serres und Drama trifft, da kamen früher sehr viele Gastarbeiter her.

Seriotissa,
Ich kann die Situation im Möbelhaus aus Kundensicht gut verstehen.
Trifft Grieche auf Grieche, so heisst die 1. Frage "apo pou eisai", um den Anderen sofort in die richtige Schublade zu schieben. Freund/Feind.
Das nervt in heutigen Zeiten, in der man nicht nur eine Handvoll ledige Ausländer in der Stadt mehr ist, die sich immer in den gleichen Geschäften, Tavernen, Kinos wieder traf und so aufeinander angewiesen war.
Und wenn man einen Griechen richtig ärgern will, dann sagt man als jüngere Generation, "Ich bin in D geboren" und nennt die dt. Stadt" , natürlich insistiert der Grieche dann und man kann das Spiel weiter treiben...
Hallo trix,
unabhängig vom sozialen Hintergrund des Rembetiko- woüber man geteilter Meinung sein kann -, hatte dieses doch die gesamte gr. Musik seit dem Zweiten Weltkrieg beeinflußt.Theodorakis ist es gelungen, die hinreißende Rhythmik und die eingängige Melodik für die Vertonung von lyrischen Texten und politischen Liedern zu nutzen, um sie populär zu machen. Die gesamte entechni laiki mousiki hat diese Idee aufgenommen.Und was man weltweit unter Bouzouki - Musik versteht, wurzelt auf dem Rembetiko.
Hallo Trix,
du siehst die Fragerei zwischen Griechen völlig richtig. Mein Sohn braucht normal nicht viel fragen, wir haben über 3000 Griechen in der Stadt, die Mehrheit sind Ewrioten. Von den etwa Gleichaltrigen kennt er die meisten. Er fragt normal nicht die Kunden sondern sie ihn. Er fragt nur wenn sie ihm nicht "ewrostypisch" scheinen, wobei ihm klar ist, daß ewrostypisch ein Vorurteil ist. Aber die Geschichte ist ja gut ausgegangen und es gibt noch eine weitere. Mein Mann hat noch ca. 5 Jahre gelebt. Jeden Sommer vor den Ferien machte eine griechische Gaststätte, ca. 15 km von uns entfernt, mit einem schönen Biergarten zusätzlich damit Werbung, daß sie den ganzen Sommer geöffnet haben. Mein Mann hat meine Vorschläge einmal dorthin zu gehen immer abgelehnt mit dem Hinweis auf die vielen griechischen Lokale in unserer Stadt. Ein paar Jahre nach seinem Tod las ich mal wieder die Zeitungswerbung und fuhr mit meinem Sohn hin. Das Essen war ausgezeichnet, der Garten wunderschön. Als der Wirt nach dem Essen fragte wie es geschmeckt habe, sagte mein Sohn. Geschmeckt hat es gut aber wenn du willst daß wir wiederkommen beachte folgendes: keine Soße übers Fleisch, genug Zitronenschnitze und Brot. Statt beleidigt zu sein, fragte der Wirt: bist du Grieche? und es begann das übliche Frage- und Antwortspiel. Dabei stellte sich heraus, daß er ein Freund meines Schwagers in Griechenland ist und aus einem Nachbarort stammt. Nun kommen wir in der Gartensaison regelmäßig hin und werden super bedient. Da in dem Lokal fast nur Deutsche essen, hatte sich die Familie den Essensgewohnheiten der Einheimischen angepaßt, wir bekommen es immer "griechisch "serviert. Also "ausfragen" lohnt sich manchmal schon, jedenfalls freut sich mein Schwager wenn ich im Urlaub von seinem früheren Freund erzähle.
Liebe Grüße serriotissa
(01.05.2011 08:41)Trix schrieb: [ -> ]Und ja zu türkisch-orientalisch, finde ich auch die ganze Musik.

Ich weiß nicht, wie du das meinst.Die griechische Musik ist doch orientalisch,auch die demotische.Die Deutschen bezeichnen unsre Lieder als Gejammere , das klinge wie Muezzin - Rufe.

Fakt ist, dass die griechische Musik im Gegensatz zur westeuropäischen modal strukturiert ist, auf dem Maquam - System aufgebaut ist,der Rhythmus das Grundelement ist und die frei improvisierte Melodie - beim Taxim ohne Rhythmus - nur der Verzierung dient, ferner die einzelnen Töne reichlich verziert werden. Das alles ist typisch für die orientalische Musik. Diese ist aber doch aus der altgriechisch-byzantinischen Musik hervorgegangen. Die Rekonstruktionen der altgriechischen Musik anhand der Überlieferungen haben ergeben, dass sie in der byzantinischen Kirchenmusik und in der arabischen Musik eine kontinuierliche Fortentwicklung erfahren hat.

Wir Griechen sind sehr stolz, dass das antike Griechenland nicht nur die Wiege des Abendlandes, sondern vor allem auch die des Morgenlandes gewesen ist. Der Byzantinist Hans Eideneier , der jetzt an der Universität Athen liest , und bei dem ich vorher in Freiburg studiert habe, hat immer den "Orientkomplex" beklagt,der den Griechen nach der Befreiung von den Türken von den humanistischen Philhellenen eingeimpft worden sei.

Die Turkvölker haben keine eigene Kultur mitgebracht, sondern sich assimuliert. Das ist keine Diskriminierung der Türken, mit denen ich mich sehr gut verstehe, sondern Gemeingut in der Völkerkunde. Die Griechen haben in der Dimotiki zahlreiche türkische Lehnwörter übernommen, insbesondere wimmelt es vor türkischen Bezeichnungen bei den Speisen und Getränken sowie den musikalischen Bezeichnungen. Das heißt aber nicht, dass unsere Speisen und Getränke türkisch seien, auch nicht, dass unsere Musik türkisch ist, auch nicht dass unsere Musikinstrumente türkisch sind, sondern dass die Türken all dies vom byzantinischen Reich übernommen haben. Es lässt sich zum Beispiel bei den Speisen zurückverfolgen, dass es diese Rezepte in Griechenland und Kleinasien schon weit vor der Einwanderung der Türken gegeben hat.

Falls es euch interessiert, kann ich euch dazu gerne Literaturhinweise geben
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